Lele ist anders - Pferd-Pferd-Aggression im Training und wie wir sie in den Griff gekriegt haben

„Laß‘ diesen Müll!“ Energisch scheuche ich Lele weg, die mal wieder Kala angesprungen ist. Diese blöde Eifersucht. Keines meiner vorigen Pferde war so.

Jahrelang hat es super geklappt, mit Nu, Nelly oder Kala im Auslauf zu arbeiten, während sich die anderen mit Heu oder Grashalmen beschäftigten oder einfach dösten. KIar versuchte sich die eine oder andere mal einzubringen, und klar hat es manchmal geklappt, mich um den Finger zu wickeln. Aber immer friedlich und streitfrei.

Mit Lele ist es anders. Lele will nicht ignoriert werden. Lele ist wütend, wenn sie sich ausgeschlossen fühlt. Dann springt sie mit gebleckten Zähnen Kala an den Hals.Wegscheuchen bringt nichts, zumindest nicht für lange. Heu hängt sowieso rum, ist aber weniger spannend als Training. Also trennen. Dann kann ich sinnvoll arbeiten. Wobei Lele die Stoppuhr im Kopf anschaltet. Wenn Kala länger als sie raus kommt oder gar an einem Tag nur meine Latina dran ist: Lele ist wütend. Die Ohren sind dann im Stall chronisch hinten, auch wenn sie Kala gerade nicht anmotzt…

Mittlerweile ist Lele meistens gut gelaunt, und wenn nicht, überprüfe ich sofort, ob es an mir und der (un)gerechten Verteilung der Trainingszeit liegt.

„Bitte nicht stören“ ist eines unserer wichtigsten Signale geworden. Ich parke Lele an meiner linken Hand, während ich mit der rechten an Kala´s Auge rumfummle. Beide Pferde halten still. „Super Kala! Danke für´s nicht stören, Lele!“ Beide kriegen ihr Lecker. Dann Wechsel.

Wenn Lele (oder Kala) doch mal zur Attacke auf ihre Kameradin ansetzt, rufe ich beide ans Handtarget. Klappt hervorragend. Der Angriff wird (fast) immer abgebrochen, und beide Pferde eilen zu mir. Ist - hochtrabend ausgedrückt - DRI (differential reinforcement of incompetible behaviour). Die andere beißen und gleichzeitig an meiner Faust andocken funktioniert nicht.

Ich achte darauf, daß keine mehr als einmal um ihre Belohnung umfällt, weil sie mal kurz unaufmerksam war und ein Signal verpaßt oder mißverstanden hat. Soll heißen: es kommt dann eine ultraleichte Übung, bei der ich zu 99,9% sicher bin, daß sie klappt.

Beide haben ihre alleine-mit-mir-Zeit. Das kann eine Ausfahrt bzw. ein Ausritt, ein Spaziergang, Gymnastik im Vorgarten, einen Trick erarbeiten, kraulen und knuddeln…sein.

Und gaaannnnzzz wichtig: Click und Lecker reichen nicht. Gerade Lele wird um mindestens 10 cm größer und strahlt, wenn ich ihr sage, wie toll sie ist.

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