Clickertraining im Labor und in der echten Welt
Wenn man der Literatur glaubt, funktioniert die Sache mit dem Clickern ganz einfach.
Ich brauche einfach nur richtiges Verhalten zu bestärken und Fehlverhalten möglichst zu ignorieren, und ich habe ständig ein motiviertes, konzentriertes Pferd.
Dies funktioniert speziell am Anfang und bei Jungpferden hervorragend, besonders wenn sie sonst keine Leckers erhalten, die ersten Übungen einfache Spaßsachen sind und die Umgebung ruhig und bekannt ist.
Und es klappt meistens dauerhaft bei Labortieren, die sowieso außerhalb des Trainings keine Abwechslung kennen, nur im geschützten Rahmen üben dürfen und teilweise ihr Futter auch nur während der Trainingseinheiten erarbeiten können. Es funktioniert auch oft bei reinen Boxenpferden. Speziell wenn der Mensch sich darauf beschränkt, in der Box zu trainieren.
Anders bei gut gehaltenen Pferden. Ausreichend Futter, Kumpel, Bewegung, und eventuell zusätzlich Bespaßung vom Besitzer. Wenn es denn Bespaßung ist. Die Karottenscheibe konkurriert mit den Grasbüscheln am Rand des Übungsplatzes. Die Übung ist vielleicht anstrengend und macht keine Freude. Die Kumpel sind zu weit weg und fehlen. Ungewohnte Geräusche (muß man denn unbedingt bei Wind oder Sturm trainieren?). Schatten in der Dämmerung (bitte die Arbeitszeiten an das Tageslicht anpassen – der Dienstgeber hat sicher Verständnis;)). Ein neues Werbeplakat (an der Straßenlaterne vor meinem Übungsplatz hängt meistens ein Plakat – und Kala bemerkt immer, wenn es getauscht wurde). Irgendetwas liegt irgendwo, wo es nicht hingehört. Und schon ist es vorbei mit dem einfachen, unkomplizierten und immer erfolgreichen Clickertraining.
Pferde außerhalb des geschützten/reizlosen Rahmens sind häufig stark außenorientiert – entweder auf lecker Gras oder auf potentielle Säbelzahntiger, und Mensch steht oft hilflos daneben und versucht verzweifelt, die Aufmerksamkeit seines Pferdes zurückzugewinnen.
Da reicht gute Technik nicht aus, sondern es ist vermehrte Planung, hervorragende Beobachtungsgabe und Ursachenforschung notwendig. Und es empfiehlt sich häufig eine Änderung der Rahmenbedingungen (soweit möglich) bzw. die Anpassung (Vereinfachung) des Trainings an die Gegebenheiten. Manchmal macht es auch Sinn, die Übungseinheit vorzeitig abzubrechen.