Gymnastizieren in Box oder Offenstall?
Derzeit ist es meistens dunkel, wenn ich nach Haus komme. Wenn dann auch noch die Bodenverhältnisse so sind, daß ich mich mit den Pferden nicht vor die Türe traue....
Ohne Reithalle kann man dann überhaupt nicht gymnastizieren - oder doch?
Viele Übungen sind auch auf sehr beengtem Raum - einer Ecke im Offenstall, einer Box, der Stallgasse - möglich. Da sind einmal die diversen Dehnübungen, wie das bekannte Halsflexen, das einfach frei geformt oder mittels Target erarbeitet werden kann. Dann ein eventuell nicht sonderlich tiefes Plie zur Rücken- dehnung. Zur noch besseren Dehnung läßt sich dies auch mit gekreuzten Vorderbeinen üben. Ach ja klar: Natürlich wird sowohl mit links über rechts wie auch rechts über links geübt. Oder man verwendet - falls vorhanden - eine niedrige Stufe oder ein niedriges Podest.
Als Gegenübung: Rücken aufwölben, z. B. mittels Bergziege. Dies kann man auch mit einem Hulareifen optisch anspruchsvoller gestalten. Für Anfänger sollen alle vier Hufe in einen Reifen mit 80 cm Durchmesser, für Fortgeschrittene nimmt man den 60 cm Reifen. Und die Profis machen Bergziege auf der Miniwippe inklusive wippen. Oder man übt Rücken aufwölben durch Zurückverlagern des Gewichts (ohne Zurücktreten der Hinterbeine), eventuell in Kombination mit Hankenbeugung (sowas wie Schulhalt).
Spanischer Gruß kann sowohl zur Schulterdehnung wie auch zum Muskeltraining (Arbeit an der Dauer beim Hochhalten) genutzt werden. Er kann z. B. über Rohrbeintarget oder auch über Vormachen (durch den Trainer) und Nachahmen (durch das Pferd) erlernt werden. Auch andere Beinbewegungsübungen kann man so erarbeiten. Es bieten sich an den Hinterbeinen z. B. Knie- oder Sprunggelenkstarget an, oder auch einfaches Hochheben und -halten eines Hinterbeines.
Wenn der Übungsplatz einigermaßen fest ist, eignet sich auch die Arbeit mit einer oder zwei Miniwippen. Dazu benötigt man einfach ein Brett mit ca. 35 x 50 bis 50 x 70 cm, je nach Geschmack und Pferdegröße. Darauf ein rutschfester Belag (Teppich oder Gummi, geklebt oder geschraubt oder genagelt), darunter eine idealerweise halbrunde Latte geschraubt, oder – noch einfacher – ein kleiner Läufer daruntergelegt (der, den man sowieso schon längst zum Teppich ausrollen rumliegen hat). Das Pferd kann entweder die Vorder- oder die Hinterbeine auf die quergestellte Wippe stellen und wippen (oder das Brett in Balance halten), oder auch zwei (bis vier) Beine auf die längsgestellte Wippe. Theoretisch könnte man auch mit allen vier Hufen auf der quergestellten Wippe üben. Da habe ich mich allerdings selbst noch nicht drübergetraut. Mit zwei Läufern drunter hat man ein einfaches Podest – zum Beispiel für ein erschwertes Plie.
Mit etwas Phantasie fallen euch jetzt sicher noch viel mehr Dinge ein, mit denen man einem Pferd eine echte Power-Indoorgymnastik verschaffen kann.
Achtung: diese Übungen sind durchaus anstrengend für Pferde, also die einzelnen Positionen nicht zu lange halten lassen und immer wieder kurze Entspannung einbauen!