Gymnastik für den Pferderücken
Dieser Artikel ist jetzt einige Jahre alt. Deshalb ganz unten eine Ergänzung inklusive Video:
Wir haben bereits vor langer Zeit begonnen, Rückengymnastik ins Training einzubauen. Begonnen haben wir mit einer Art >Liegestütze< mit Stufe. Kala stellte also die Vorderhufe auf eine Stufe und wurde von mir körpersprachlich zur Gewichtsverlagerung nach hinten motiviert (körpersprachlich, weil sie das gut kannte. Alternativ kann man auch mit Berührung an der Brust arbeiten (besser vorher extra trainieren, da es ja kein Drücken werden soll).
Anfangs wurde sie bereits für minimale Gewichtsverlagerung bestärkt. Wenn sie von der Stufe runter trat, was zu Beginn auch öfter mal passierte, erhielt sie eben keinen Click (sofern der nicht bereits vor dem Rückwärtsschritt erfolgt war) und wurde ermuntert, einfach wieder hochzusteigen.
Mir ist es dabei wichtig, die Rückenlinie im Auge zu haben, die sich dabei schon bei Trainingsbeginn zumindest minimal hebt. Daher stehe ich etwa in Schulterhöhe mit Blick Richtung Schweif (bzw. Pferderücken).
Die Hinterbeine stehen dabei gerade anfangs deutlich hinten raus, da sich das Pferd ja rückwärts bewegt und auch das Vertrauen haben muß, nicht nach hinten zu kippen.
Später haben wir diese Übung auch ohne Stufe gemacht. Klappt gut, nur habe ich den Eindruck, daß der gymnastische Wert mit Stufe höher ist.
Seit einiger Zeit arbeiten wir nun an der Hankenbeugung im Stehen. Wir haben diese Übung aus dem Steigen entwickelt, indem ich einfach früher geclickt habe. Andere Leute arbeiten aus dem Anhalten aus zumindest flottem Schritt mit anschließender Rückwärtsmotivation. Diese Übung fällt den Pferden leichter, wenn sie mit Kopf und Hals Schwung holen. Dies verbessert sich mit zunehmender Kraft. Um extreme >Kopfarbeit< dabei von Anfang an zu vermeiden bzw. zu minimieren: anfangs nur wenig verlangen, auch bei dieser Übung minimale Gewichtsverlagerung nach hinten clicken (dabei sind die Hinterbeine allerdings deutlich unter dem Körper, aber auch nicht zu viel, da sonst die Beweglichkeit und Standsicherheit des Pferdes doch sehr eingeschränkt ist). Später dann darauf achten, nicht zu lange zu üben, denn sowie die Kraft nachläßt, wird stattdessen (Kopf-)Schwung eingesetzt.
Darauf achte ich mittlerweile zusätzlich: Die Hinterbeine sollen nebeneinander stehen. Meine Pferde haben gelernt, auf Signal ein Hinterbein etwas weiter nach vorne zu stellen. So haben wir uns herangetastet. Heute korrigieren sie ihre Hufpositon meistens schon beim 1. Hinweis. Das Hufe-weiter-nach-hinten-stellen ist noch ausbaufähig.
Damit der Kopfschwung nach oben minimiert wird, arbeite ich mit Kinntarget. Als Tool für eine schöne Kopfhaltung/Pseudoversammlung finde ich es doof, aber hier bewährt es sich.
Weniger Untertreten der Hinterbeine ist oft mehr - Beweglichkeit. Wenn die Hinterbeine schon fast unter dem Widerrist stehen, wirkt jeder Versuch, das Gewicht und das Vorderteil nach hinten zu bringen, verkrampft. Einfach ausprobieren und beobachten.
Manchmal üben wir auch auf der Miniwippe oder dem Drehei von Nina Steigerwald in leichter Bergziegenstellung. Das klappt erstaunlich gut. Es scheint ihnen leicht zu fallen, vermutlich weil sie auf der instabilen Unterlage wenig Kraft für die Bewegung brauchen.
Rücken hoch ist fixer Bestandteil beim Aufwärmen vor dem Reiten. Seit einiger Zeit auch nach dem Reiten, für Lele vor dem Einspannen und für beide immer mal wieder kurz zwischendurch.
PS macht euer Pferd auch Aufwärmübungen?
PPS wenn ihr in diesem Artikel einen Tippfehler findet, veröffentliche ich auch ein Video von meinem unprofessionellen Dehnungsprogramm für unsportliche Reiter ;)